Dermaceuticals verfolgen einen interessanten Ansatz: Sie versuchen, das Gute aus zwei gegensätzlichen Welten zu vereinen, nämlich aus der Naturkosmetik und den modernen Laboren. Das bedeutet, dass sie nach hochwirksamen, modernen Inhaltsstoffen suchen, dabei aber einen hohen Qualitätsanspruch in puncto Verträglichkeit verfolgen. Wie gut gelingt ihnen das?
Schönere Haut durch Nischenkosmetik?
Viele Nischenmarken in der Kosmetik legen sich ein eigenes Reinheitsgebot, das sie auf ihren Websites genau erläutern. Kritische Inhaltsstoffe wie Mineralöl, Parabene, Silikon oder Ethanol kommen in den Rezepturen eher nicht vor, oder nur wenn gute Argumente dafür sprechen. Ihrer Ausrichtung entsprechend sind die Produkte von Nischenmarken mitunter vegan, bio oder besonders umweltfreundlich.
Was ist der Clou an Dermaceuticals?
In Deutschland sind in den letzten Jahren viele solcher kleinen unabhängigen Labels entstanden. Dahinter stecken oft ambitionierte Start-ups, deren Passion die Hautpflege ist, manchmal aber auch Dermatologen. Man spricht daher auch von Doctor Brands oder G-Beauty, wenn speziell Kosmetik aus „Germany“ gemeint ist. Die Dermaceuticals fallen ebenfalls in diese Kategorie, wenngleich sie eine etwas andere konzeptionelle Ausrichtung haben.
Dermaceuticals positionieren sich bewusst mit der Höhe ihrer Wirkstoffdosen kurz unterhalb der Grenze zu einem Medikament und versprechen eine besonders hohe Wirksamkeit auf der Haut – eben fast auf dem Niveau eines rezeptpflichtigen Medikaments. Die Produkte sollen auf der Haut bessere Ergebnisse erzielen als herkömmliche Produkte.
Wie gut ist ein Dermaceutical für die Haut?
Wichtig ist, dass es in diesem sehr dynamischen Teil der Kosmetikbranche keine exakten Definitionen gibt: Genauso wie ein als Naturkosmetik präsentiertes Produkt eines großen Konzerns im Discounterregal stehen kann, kann auch ein vermeintliches Nischenlabel im Grunde konventionelle Kosmetik sein. Für Wirkstoffkosmetik gibt es eben keine geschützte Bezeichnung.
Trotzdem bieten einige der jungen und kleinen Kosmetiklabels aus dem Bereich der Dermaceuticals all jenen eine Alternative, die ihre Haut bewusst und informiert pflegen möchten. Ein gutes Dermaceutical steht für moderne, hochwertige Kosmetik, bei deren Herstellung Wirkweise, Verträglichkeit und die Folgen eines marktfähigen Produktes mit einem gesunden und ganzheitlichen Blick abgewogen werden. Jeder Hauttyp soll maximal unterstützt und gepflegt werden.
Ein gutes Dermaceutical ist schwer zu finden
Allerdings muss man gezielt nach den Herstellern von Dermaceuticals suchen, denn auch in diesem Nischenmarkt gibt es viele falsche Versprechen. Außerdem beherrschen die Konzernmarken den konventionellen Handel. Kleine Kosmetikfirmen müssen alternative Vertriebswege finden, um ihre Kunden zu erreichen. Meist läuft der Vertrieb über den hauseigenen Online-Shop, und den muss man erst einmal ausfindig machen.
Ist Apothekenkosmetik eine Alternative zu Dermaceuticals?
Je nach Größe führen Apotheken ein durchaus ansehnliches Sortiment an Hautpflege. Manche Marken sind „apothekenexklusiv“, das heißt, dass sie an keinem anderen Ort zu kaufen sind; andere gibt es auch im Handel, in Online-Shops oder in Parfümerien.
Eines eint die Apothekenmarken: Ähnlich wie ein Dermaceutical sind sie eher im oberen Preissegment angesiedelt. Die erhöhten Preise begründen die Hersteller mit drei Argumenten. So sollen die Produkte auf der Haut besonders wirksam sein, zum Beispiel bei Erkrankungen wie Rosazea oder sehr trockener Haut. Ein weiterer Grund ist die vermeintlich fundierte Beratung durch das Apothekenpersonal.
Ein drittes, eher subtil durch geschickte Werbebotschaften platziertes Argument: Hautpflege-Produkte aus der Apotheke seien besonders rein und hochwertig, getreu der noch immer weit verbreiteten Annahme „Was aus der Apotheke kommt, kann nur gut sein“. Ebenso wie bei einem Dermaceutical spielt auch die Apothekenkosmetik mit der Nähe zur Medizin.
Apotheken-Kosmetik pflegt die Haut nicht pauschal besser
Nichts davon ist pauschal richtig. Sicherlich kann man an eine sehr informierte und kompetente Mitarbeiterin in einer Apotheke geraten. Zur Grundausbildung einer Apothekerin oder eines pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) gehört der Bereich der Hautpflege jedoch nicht. Die Schulungen zu einer Kosmetiklinie führen oft die Hersteller selbst durch. Das dadurch erworbene Wissen ist also keineswegs objektiv, sondern eher vertriebsorientiert. Schließlich hat jede durchschnittliche Apotheke heute eine Auswahl wie ein bunter Gemischtwarenladen. Auch gibt es kein besonderes Reinheits- oder Qualitätsgebot für Hautpflege aus der Apotheke. Die Produkte müssen genauso der EU-Kosmetikverordnung entsprechen wie alle anderen frei verkaufbaren Produkte. Die Stiftung Warentest veröffentlichte bereits 2013 ein Statement, in dem sie klarstellte, dass die Apothekenmarken seit vielen Jahren in den durchgeführten Tests weder durch besonders negative noch besonders positive Effekte für die Haut auffielen.