Im ersten Moment scheinen die beiden Begriffe „Säure“ und „Hautpflege“ nicht recht zusammenzupassen – doch keine Sorge, die Säuren, um die es hier geht, meinen es durchweg gut mit Deiner Haut. Dazu gehören in erster Linie die verschiedenen Fruchtsäuren. Sie kommen natürlicherweise in vielen Pflanzen und deren Früchten vor. Wir wirken sie und können sie Falten glätten?
Wirkung und Anwendung
In der Hautpflege kommen Fruchtsäuren als Wirkstoffe wegen ihrer exfolierenden Eigenschaften zum Einsatz:
„Exfoliation“ bezeichnet die körpereigene, kontinuierliche Erneuerung der Haut. Diesen Prozess kann man fördern und beschleunigen, indem man mild exfolierende Produkte in die tägliche Pflege integriert. Hiervon profitiert fast jedes Hautbild, denn die Exfoliation hält die Zellen der Oberhaut jung und widerstandsfähig. Das beugt Falten vor und hilft sie zu reduzieren.
Aber Vorsicht: Sehr trockene oder strapazierte Haut sollte erst wieder in Balance gebracht werden, bevor der hauteigenen Erneuerung auf die Sprünge geholfen wird.
In der heimischen Hautpflege teilen sich zwei gänzlich unterschiedliche Produktarten den Begriff „Exfoliation“:
- Mechanische Peelings, auch als Face Scrubs bezeichnet, arbeiten im Grunde wie Schleifpapier auf der Haut: Sie glätten die Hautoberfläche mechanisch und haben in der täglichen Pflege nichts verloren. Es handelt sich um sporadische Intensivpflege.
- Die heimische Exfoliation mithilfe von Fruchtsäuren oder Enzymen wiederum ist deutlich sanfter zum Gesicht, als es der Begriff „chemisches Peeling“ vermuten lässt, unter dem sie ebenfalls verkehren. Er ist eigentlich den Behandlungen bei der Kosmetikerin oder Hautärztin vorbehalten, denn dort kommen deutlich höhere Konzentrationen zum Einsatz.
In diesem Artikel soll es also um die Exfoliation mit Fruchtsäure oder Enzymen gehen. Auch sie lösen die lockeren Hautschüppchen an der Hautoberfläche. Doch passiert dies deutlich sanfter als bei der mechanischen Variante, da Fruchtsäuren und Enzyme im Vergleich zu mechanischen Peelings keine Mikroverletzungen verursachen können und bei der Anwendung das schleifende Gefühl ausbleibt.
Zusätzlich, quasi als Bonus, erfüllen die chemischen Helfer noch andere Aufgaben:
- Sie erhöhen die Fähigkeit der Haut, Feuchtigkeit zu speichern.
- Sie haben eine antibakterielle Wirkung.
- Sie regen die Zellteilung in der Dermis an.
Fruchtsäure: Der pH-Wert ist wichtig
Doch auch bei den Fruchtsäuren ist eine gewisse Vorsicht geboten, denn es kommt auf die Konzentration der eingesetzten Säure und deren Bioverfügbarkeit an. Letztere ist umso höher, je niedriger der pH-Wert des Fruchtsäure-Produktes (z. B. Fruchtsäurecreme, Serum etc.) ist: Bei einem pH-Wert kleiner 4 ist die Wirkung relevant, unter 3,5 kann es für die ungeübte Haut schon herausfordernd werden. Letztlich reagiert jede Haut individuell, zumal jede Fruchtsäure ihre besonderen Eigenschaften hat.
Fruchtsäuren im Überblick
Alpha-Fruchtsäuren (AHA)
Die Alpha-Fruchtsäuren, auch AHA abgekürzt (von der englischen Bezeichnung „Alpha-Hydroxy Acids“), umfassen zum Beispiel die folgenden Vertreter:
- CITRIC ACID (Zitronensäure)
- GLYCOLIC ACID (Glycolsäure oder Glykolsäure)
- LACTIC ACID (Milchsäure)
- MANDELIC ACID (Mandelsäure)
Sie dienen der (mehr oder weniger) regelmäßigen Exfoliation der Haut. Dabei gehen die Fruchtsäuren viel milder vor als mechanische Rubbelkörnchen. Sie lösen vorsichtig den Zellkitt in der obersten Hornschicht an, der die längst abgestorbenen Hautschüppchen daran hindert, von alleine abzufallen. Auf diese Weise machen sie Platz für neue, frische Hautzellen im Gesicht und beschleunigen so die natürliche Hauterneuerung.
Gibt es einen Anti-Aging-Effekt?
Exfolierte Haut besteht an ihrer Oberfläche aus anteilig mehr „frischen“ Hautzellen, sie ist also feuchter und praller. Dadurch wirkt die Haut rosiger.
Da weniger tote Hornhautschüppchen von der Oberfläche abstehen, wird zudem das Licht gleichmäßiger reflektiert. Dies dient nicht nur dem ersehnten „Glow“ im Gesicht, sondern hilft auch beim Make-up: Es kann besser aufgetragen werden und hält länger.
Doch die Wirkung ist längst nicht nur oberflächlich: Durch ihren Peeling-Effekt und die dadurch verdünnte Hornschicht wird die Basalschicht aktiviert, neue Zellen zu produzieren. Diese können die Haut insgesamt straffen und Falten glätten.
Untersuchungen zeigen, dass Glykolsäure die Vitalität und Zellteilungsaktivität um mehr als 40 Prozent zu steigern vermag, wodurch die Epidermis letztlich sogar dicker wird.
Die vier häufigsten Fruchtsäuren und ihre Wirkung
Die oben aufgeführten Fruchtsäuren werden am häufigsten angewendet.
- Die Glycolsäure hat die kleinsten Moleküle, was sie sehr schnell durch die Hautschichten penetrieren lässt, aber in höheren Konzentrationen auch zu Reizungen führen kann.
- Die Moleküle der Milchsäure sind größer, die der Mandelsäure sogar nochmals deutlich größer. Sie ist quasi die „dicke Hummel“ unter den Alpha-Fruchtsäuren, durchdringt die Hornhaut also besonders langsam. Das mag wie ein Nachteil klingen, ist aber insbesondere bei empfindlicher Haut empfehlenswert, da es zu weniger Reizungen führt.
- Mandelsäure hat weitere Besonderheiten: Sie hat eine antientzündliche und antibakterielle Wirkung, weshalb sie insbesondere bei Unreinheiten zu einer deutlichen Verbesserung des Hautbildes führen kann. Als einzige der Alpha-Fruchtsäuren ist sie lipophil, weshalb sie gut in die Hautschichten eindringt.
Bereits in Konzentrationen ab 3 Prozent sind AHA wirksam, Dosierungen bis zu 15 Prozent sind in frei verkäuflichen Produkten möglich und keine Seltenheit. Die höheren Konzentrationen setzen eine behutsame Eingewöhnung voraus und sind zur regelmäßigen Stimulierung der hauteigenen Exfoliation auch nicht nötig, sondern eher der gezielten Behandlung von Unreinheiten vorbehalten.
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Beta-Fruchtsäure (BHA)
Wenn von Beta-Fruchtsäure (die Abkürzung BHA steht hier für den englischen Begriff „Beta Hydroxy Acids“) die Rede ist, ist konkret nur eine gemeint: die Salicylsäure. Sie ist eine äußerst populäre Säure und in ähnlicher Form vielleicht sogar in Deinem Medizinschrank zu finden. Denn ASS, also Aspirin®, ist aus Acetylsalicylsäure hergestellt.
Salicylsäure ist, wie auch die Alpha-Vertreterinnen, keratolytisch, also hornlösend (ab einer Konzentration von etwa 1 Prozent). Zusätzlich wirkt sie
- antibakteriell,
- entzündungshemmend,
- feuchtigkeitsbewahrend und sogar
- hautberuhigend,
denn sie hat ähnlich wie ihr Verwandter in Tablettenform schmerzlindernde Eigenschaften.
Salicylsäure hilft gegen unreine Haut
Da sie fettliebend ist, dringt sie besonders gut in die Oberhaut ein, vor allem aber in die Pore. Dort angestautes Sebum, auch als Mitesser bekannt, löst die Salicylsäure wunderbar auf. Daher ist sie in Gesichtsreinigern und Tonics insbesondere für unreine Haut sehr beliebt. Auch bei Rosazea, einer chronisch entzündlichen Hautkrankheit, kann Salicylsäure helfen.
Produkte gegen Unreinheiten sollten mindestens ein Prozent Salicylsäure enthalten, denn niedrigere Konzentrationen wirken lediglich als Konservierungsmittel für das Produkt, haben für die Haut aber keinen nennenswerten Effekt. Die EU-Gesetzgebung erlaubt für frei verkäufliche Produkte bis zu zwei Prozent Salicylsäure.
Bisher galt Salicylsäure Produktentwicklern als vergleichsweise unkomfortable Fruchtsäure: Sie ist in ihrer ursprünglichen Form nämlich relativ schwer löslich. Moderne Formulierungen setzen daher vorgelöste Formen der Salicylsäure ein. Der hartnäckige Mythos, ein BHA-Produkt müsste einen stark sauren pH-Wert von unter 4 haben, um effektiv zu sein, ist seit vielen Jahren wissenschaftlich widerlegt.
Heute weiß man: Aufgrund der Größe und öligen Struktur ihrer Moleküle ist Salicylsäure deutlich unempfindlicher gegenüber etwas höheren pH-Werten als bisher angenommen. Dies ermöglicht milde, da pH-hautfreundliche Formulierungen mit BHA.
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Poly-Fruchtsäuren (PHA)
Poly-Fruchtsäuren werden auch als „zweite Generation der Alpha-Fruchtsäuren“ bezeichnet, denn sie sollen ähnliche Eigenschaften aufweisen, dabei aber aufgrund ihrer größeren Moleküle milder und verträglicher sein als die meisten AHAs. In kosmetischen Formulierungen (bzw. einer Creme) sind vor allem
- GLUCONOLACTONE
- LACTOBIONIC ACID
zu finden. PHA sind in den USA schon seit vielen Jahren im Einsatz; in europäischen Produkten sind sie noch immer vergleichsweise selten zu finden. Bei den AHA ist die Mandelsäure aufgrund ihrer ähnlichen Struktur den PHA in Sachen Verträglichkeit aber ebenbürtig.
Azelainsäure hemmt Entzündungen
Diese Säure gehört nicht zu den Fruchtsäuren, sondern zu den sogenannten Dicarbonsäuren. Sie kommt in ihrer natürlichen Form in Vollkorngetreide vor und ist auch Teil des Mikrobioms auf unserer Haut – eine interessante Kombination. Die Azelainsäure ist erst vor wenigen Jahren auf dem Radar der Hautpflege-Fans erschienen.
Bis dahin war sie eher den Akne-Patienten bekannt, denn ihr Wirkspektrum ist förmlich maßgeschneidert für die aknegeplagte Haut: Azelainsäure hemmt Entzündungen, löst Verhornungen in der Pore und wirkt sehr effizient gegen das Akne auslösende Propionibacterium acnes. Bereits nach nur einer Anwendung, so konnte in Studien nachgewiesen werden, schafft es die Azelainsäure, den Akne-Bakterien die Nahrung zu entziehen und sie förmlich auszuhungern.
Der biologische Prozess dahinter funktioniert auch bei anderen Erkrankungen, weshalb Azelainsäure sich auch zur Behandlung der Rosazea, Psoriasis (Schuppenflechte) und sogar Melasmen (Hyperpigmentierungen) bewährt hat. Das Spannende daran ist, dass die Azelainsäure all dies nicht nur ein bisschen schafft, sondern richtig gut.
Azelainsäure ist ein multifunktionaler Hautverbesserer und dabei recht mild und verträglich. Ein leichtes Stechen oder eine vorübergehend erhöhte Hauttrockenheit sind jedoch möglich. Ein weiterer Pluspunkt: Die Azelainsäure setzt die Lichtschwiele der Haut, also den physikalischen Eigenschutz vor UV-Strahlung, nicht herab.
In der Liste der Inhaltsstoffe findest Du die klassische Azelainsäure als AZELAIC ACID. Ihre mit Glycerin verkuppelte und dadurch besser lösliche Schwester heißt POTASSIUM AZELOYL DIGLYCINATE.
Dieses Produkt enthält 5% Azelainsäure
Kosmetische Säuren im Überblick:
Was bringt Fruchtsäure meiner Haut?
Im Vergleich zum mechanischen Peeling ist die Exfoliation mit Fruchtsäuren oder Enzymen keine Ad-hoc-Maßnahme für ein unmittelbares Anti Aging oder glattere Haut, da Resultate oft mehrere Anwendungen erfordern. Fruchtsäuren sind eher als regelmäßiges Training für die Hauterneuerung zu betrachten, zumal sie eine gewisse Eingewöhnungszeit erfordern können. Dafür sind die Ergebnisse umfassender, denn neben ihren glättenden und feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften können AHA auch Unreinheiten mildern und die Poren von innen reinigen (und dadurch optisch verkleinern). Das kann das gesamte Hautbild verbessern.
Letzteres ist vor allem der Salicylsäure vorbehalten, da sie fettlöslich ist und daher den Talg in der Pore durchdringt. Sie ist eine sogenannte Beta-Fruchtsäure (BHA), deren hornlösenden Eigenschaften etwas schwächer ausgeprägt sind als bei den AHAs. Ihre Stärke liegt vor allem in der Klärung verstopfter Poren, als Wirkstoff, z. B. in einer Creme oder einem Serum ist sie zudem ausgesprochen mild.
Der wichtigste Pluspunkt der AHAs: Bei regelmäßiger Anwendung stimulieren sie den Kollagenaufbau, machen die Haut also dicker. Für die oberste Schicht, die Hornhaut, gilt allerdings zunächst das Gegenteil. Sie wird, wie bei allen Peeling-Varianten, etwas dünner. Daher ist bei regelmäßiger Exfoliation UV-Schutz enorm wichtig, da die Eigenschutzzeit der Haut verkürzt ist. Sonnencreme solltest Du stets auftragen – nicht nur im Sommer!
Fruchtsäure gibt es als Wirkstoffe in verschiedenen Darreichungsformen:
- Fruchtsäurecreme
- Peeling
- Serum
Unser erstes Produkt war übrigens das Face Serum. Die 10 Prozent Mandelsäure sowie das enthaltene Niacinamid und 6 feuchtigkeitsbindende Stoffe machen es nach wie vor zu einem unserer hochwirksamsten Klassiker.